Erbarmen – die Hessen kommen elektrisch
Die Stadt Frankfurt/M. möchte Vorreiter bei der Elektromobilität sein. Oberbürgermeisterin Dr. h.c. Petra Roth, der Mainova-Vorstandsvorsitzende Dr. Constantin H. Alsheimer und der Vorsitzende der Geschäftsführung der ABG Frankfurt Holding GmbH, Frank Junker, präsentierten unlängst an der Frankfurter Hauptwache Elektroroller, die zwei Jahre lang von Frankfurter Bürgern und Unternehmen auf ihre Alltagstauglichkeit getestet werden können. Insgesamt stehen 15 Roller zur Verfügung, davon sind zehn für Langzeittests durch Privatpersonen und Unternehmen reserviert. Der Roller hat eine Spitzengeschwindigkeit von 45 km/h und eine Leistung von 3 kW (4 PS), eine Reichweite von circa 100 km und kann an jeder haushaltsüblichen Steckdose aufgeladen werden. Getankt werden soll vorzugsweise mit Strom aus erneuerbare Energien. So werden die Elektro-Roller beispielsweise in der Mainova-Zentrale mit dem Mainova-Naturstrom “novanatur” betankt. Dieser wird in den beiden Main-Wasserkraftwerken Griesheim und Eddersheim erzeugt.
Testfahrer können die Fahrzeuge auch – kostenlos! – direkt an der Solartankstelle an der Hauptwache auftanken. Ein vollständiger Ladevorgang des Rollers dauert allerdings auch dort etwa fünf Stunden, bei nicht komplett entleerter Batterie verringert sich die Ladezeit entsprechend. Für die Strecke von 100 km benötigt der Roller 3 Kilowattstunden (kWh) Strom, die derzeit rund 60 Cent kosten. Ein vergleichbarer Superbenziner verbraucht auf gleicher Strecke 3,5 Liter, die aktuell mit knapp 5 Euro zu Buche schlagen.
Frankfurt/M. ist ist eine der acht Modellregionen für Elektromobilität. Zusammen mit den Nachbarstädten Darmstadt, Mainz, Offenbach und Wiesbaden sowie Unternehmen und Forschungseinrichtungen erprobt die Kommune in den kommenden zwei Jahren, wie sich umweltverträgliche Mobilität und Wirtschaftlichkeit unter einen Hut bringen lassen. Frankfurt/Rhein-Main gilt wegen der vielen Verkehrsströme als optimales Testgebiet. Geplant sind u.a. Ladestationen mit Strom aus regenerativen Quellen in ABG-Parkhäusern. Zum elektromobilen Netzwerk, das die Region entwickelt, gehören auch Fahrräder an den S-Bahnstationen und Segway-Transporter für kleine Dienstfahrten. Unzählige Touren zwischen den Finanzinstituten der hessischen Metropole könnten künftig umweltschonend rollen.
Mitsubishi wird gemeinsam mit der Stadt Frankfurt/M. einen Feldversuch mit dem i-MiEV unternehmen. Dazu haben Wirtschaftsdezernent Markus Frank (CDU) und Martin van Vugt, Sprecher der Geschäftsführung von Mitsubishi, eine Absichtserklärung unterzeichnet. Mitsubishi stellt der Stadt zu Testzwecken drei Fahrzeuge zur Verfügung. Einen weiteren Feldversuch unternimmt die Kommune gemeinsam mit dem Paket-Zusteller UPS, der im Frankfurter Osthafen eine große Umschlagstelle betreibt. Eine entsprechende Absichtserklärung haben ebenfalls gestern Verkehrsdezernent Lutz Sikorski (Die Grünen) und der UPS-Manager Frank Schürmann unterzeichnet. UPS wird in Deutschland sechs mit einem Elektromotor betriebene Auslieferungsfahrzeuge testen, davon einen Wagen am Standort Frankfurt. Nach Angaben des UPS-Managers reichen die Ladekapazitäten der schon in London eingesetzten Elektrotransporter aber noch nicht an die von konventionellen Fahrzeugen heran.