Experten gehen davon aus, dass chinesische Hersteller auch im sich entfaltenden Markt für Elektroautos eine bewährte Strategie verfolgen: Erst wird die Marktführung im eigenen Land angestrebt, dies auf weitere asiatische Wachstumsmärkte übertragen, gefolgt vom Mittleren Osten sowie Afrika (diese Vorgehensweise erklärt auch die relative IAA-Zurückhaltung noch in diesem Jahr), bis schließlich der US- und europäische Markt angegangen wird. Gezielt wird dabei meist zunächst auf das unterste Preissegment, später auch die Mittelklasse. Einige Fachleute glauben, dass China spätestens im Jahr 2015 die USA als größten Automobilmarkt weltweit ablösen werden.
Die Zentralregierung in Peking hat bereits 2006 angekündigt, dass durch Zusammenschlüsse, Übernahmen und höhere Produktionszahlen eine Gruppe heimischer Autoproduzenten mit Staatshilfe zu globalen Herstellern aufgebaut werden sollen. Dabei handelt es sich unter anderem um die Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC), die unter anderem mit Volkswagen und General Motors (GM) kooperiert, und um FAW, deren Partner ebenfalls der VW-Konzern ist. Daneben sollen die beiden Hersteller Dongfeng und Changan zügig zu großen Konzernen aufgebaut werden. Insgesamt gibt es in China derzeit mehr als 80 Produzenten unterschiedlichster Größen. Die Regierung strebt die Schrumpfung und Konzentration auf rund zehn um so stärere Automobilbauer an.
In einem nächsten Schritt stehen internationale Einkäufe an, um an Entwicklungs-Know-how und Vertriebsnetze zu gelangen. Beispiele sind etwa die Übernahme von Hummer seitens Sichuan Tengzhong oder das Werben der Beijing Automotive Industry Corporation (BAIC) um Delphi und Opel oder Geelys Bemühungen um die Ford-Tochter Volvo.
Zentral in der chinesischen Automobilstrategie steht die Elektromobilität. Peking fördert die Entwicklung konkurrenzfähiger Elektroautos mit umgerechnet 1,1 Milliarden Euro. Bereits bis 2011 sollen Produktionskapazitäten von mindestens 500.000 Elektroautos aufgebaut werden. Jeder chinesische Produzent ist gehalten, mindestens ein Fahrzeug mit alternativem Antrieb ins Portfolio aufzunehmen.
Auf Konsumentenseite wird der Kauf von Elektrofahrzeugen staatlicherseits mit bis zu 6.500 Euro für batterieelektrische PKF gefördert. Die Förderung von E-Taxis liegt auf ähnlicher Höhe, Busse können mit über 50.000 Euro subventioniert werden. Dies führt zu Endpreisen chinesischer Elektroautos, die deutsche Verbraucher als attraktives Kaufkriterium bezeichnet haben.
Prominentester Vertreter der Carmaker aus dem Reich der Mitte ist Build Your Dreams (BYD) – gleichzeitig zweitgrößter Batterieproduzent der Welt, das einen Weltmarktanteil von 30 Prozent bei Lithium-Ionen-Akkus hält. Erst seit 2003 werden hier auch Fahrzeuge gefertigt. Doch Kooperationen mit beispielsweise Bergé Automoción oder Volkswagen führen dazu, dass bereits 2010 in den USA marktfähige Fahrzeuge angeboten werden sollen. Da passt es ins Bild, dass der BYD-CEO Wang Chuanfu mit einem geschätzten Vermögen von 3,4 Mrd. Euro die (schnell wachsende) Liste der reichsten Chinesen anführt. Das Gesamtwachstum der chinesischen Wirtschaft für 2009 schätzen Wirtschaftsexperten auf rund acht Prozent.