Ziel 2020 – Eine Million auf die Straße
Dem E-Antrieb gehört die Zukunft. Bevor aber die batteriebetriebenen Fahrzeuge zum Alltagsbild auf deutschen Straßen gehören, werden noch einige Jahre vergehen. Noch sei die Technologie zu teuer, um den Benzin- und Dieselfahrzeugen eine echte Konkurrenz zu sein. Dies war die Grundstimmung auf dem Ersten Deutschen Elektro-Mobil-Kongresses in Bonn. Rund 500 Experten aus Energiewirtschaft, Automobilbau, Zulieferindustrie, Elektrotechnik und Politik diskutierten die Chancen und Probleme der Verbreitung des elektrischen Antriebs im Straßenverkehr. Der Bund stellt 700 Millionen Euro bis 2015 für die Förderung in der Sparte Elektroauto zur Verfügung. Davon fließen 115 Millionen Euro in acht “Modellregionen Elektromobilität”. Ziel der Bundesregierung sei es, bis 2020 mindestens eine Million Elektro- und Hybridfahrzeuge auf die Straße zu bringen. Ein Ziel, das nach Dr. Wolf-Dieter Lukas, Abteilungsleiter Schlüsseltechnologien im Bundesforschungsministerium, erreicht werden kann.
Deutschland hat zwar die Leittechnik im Automobilbau und so eine führende Rolle, beim Elektroantrieb allerdings muss es sich die Leittechnik noch erarbeiten, sagte Prof. Gernot Spiegelberg, Vice President Strategie und Technologie, Siemens AG. Während sich die deutschen Hersteller noch für die “grüne Zukunft” rüsten, starte die ausländische Konkurrenten bereits kräftig durch. Man dürfe hier den Zug nicht verpassen, so Spiegelberg weiter.
Nach Einschätzungen des Energiekonzerns RWE kann es im Jahr 2020 auf Deutschlands Straßen bis zu 2,4 Millionen Elektroautos geben. Diese Zahl stellte die Leiterin der Abteilung Neue Geschäfte beim Essener Stromkonzern, Carolin Reichert vor. Ein anderer Energieversorger, die E.ON Energie AG, betrachtet den Markt betriebswirtschaftlich eher zurückhaltend. Dr. Wolfgang Woyke, Bereich Technische Grundsatzfragen und Neue Technologien der E.ON, sieht noch kein Geschäftsmodell aufgrund der zu geringen Umsätze und der hohen Investitionen in die Ladeinfrastruktur. 15 Prozent Marktanteil von Elektroautos würde den Strombedarf nur um fünf Prozent steigern.
Das Unternehmen Better Place will sich als Anbieter von Elektromobilität am Geschäftsmodell von Mobilfunkanbietern orientieren. Der Kunde kauft Kilometer pro Jahr, erklärte Rolf Schumann, Leiter für Business Development in Europa. Die Kilometerzahl kann dabei auch auf mehrere Verkehrsträger verteilt werden. Man kauft beispielsweise 30.000 Kilometer. Davon 20.000 Kilometer für Batteriebetrieb und den Rest für Bahn oder Autovermietungen. Better Place will es dem Kunden jedenfalls ermöglichen Batterieelemente auszutauschen. Damit könnten auch längere Strecken, welche die Kapazität der Batterie übersteigen, ohne Verzögerung zurückgelegt werden können. Der Tauschvorgang dauere lediglich eine Minute, so Schumann. “Der Markt ist vorhanden”, ist sich Schumann sicher. Auftrieb erhalten seine Pläne, die in Israel bereits teilweise umgesetzt sind, durch die subventions- und regulierungsfreudige US-Regierung. In Europa ist Better Place bereits mit einem Projekt in Dänemark am Start.